Wildunfall – Vorsicht im Herbst und Frühjahr

Reh am Straßenrand

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Ein Wildunfall ist besonders im Herbst keine Seltenheit. Läuft Ihnen ein Reh, Wildschwein oder Hase vors Auto, entscheidet die richtige Reaktion darüber, ob es glimpflich oder mit schwerwiegenderen Folgen ausgeht. Wie Sie sich am Steuer am besten verhalten und was Sie nach einem Wildunfall tun sollten, erfahren Sie hier.

Wildunfall – alle zweieinhalb Minuten

Als Wildunfall wird ein Zusammenstoß mit einem Wildtier bezeichnet. Weiterhin gilt ein Ausweichmanöver mit Schadenfolge als Wildunfall. Von einem Wildunfall im Zusammenhang mit Versicherungen spricht man jedoch nur bei einem Zusammenprall mit Haarwild. Dazu zählen insbesondere:

  • Rehe
  • Wildschweine
  • Hirsche
  • Füchse
  • Luchse
  • Hasen
  • Marder
  • Dachse


Verletzen Sie einen Vogel, egal ob Schwan, Storch, Reiher oder Taube, handelt es sich nicht um einen Wildunfall im offiziellen Sinne. Auch Kollisionen mit Igeln oder Reptilien zählen nicht dazu, ebenso wenig wie Unfälle mit Haustieren wie Katzen, Hunden, Pferden oder Kühen.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Wildunfall ist relativ hoch. 2024 krachte es laut Deutschem Jagdverband 227.000-mal – es kam also rund alle zweieinhalb Minuten zu einem Wildunfall. Einer repräsentativen Marktforschungsstudie der Tankstellenkette HEM von 2022 zufolge war schon jeder vierte Autofahrer in Deutschland von einer Kollision betroffen. Dabei ist das Risiko in ländlichen Gebieten sehr viel höher als in Stadtgebieten. In manchen Landkreisen ist jeder zweite Unfall mit einem Wildschaden verbunden.

Zum Glück kommen bei den Zusammenstößen nur selten Menschen zu Schaden. Der Verkehrsunfallbericht des Statistischen Bundesamts weist für das Jahr 2024 insgesamt 2.412 Unfälle mit Personenschäden aufgrund von Wild auf der Fahrbahn aus.

Wann ist die Gefahr für Wildunfälle am höchsten?

Zu welchem Zeitpunkt im Jahr das Risiko für einen Wildunfall ansteigt, hängt von der Tierart und dem Fahrverhalten ab. So ist die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall mit einem Reh im Frühjahr am höchsten, weil die Jungböcke auf Reviersuche sind. Auch im Juli und August gilt es, aufzupassen: Die Böcke jagen während der Paarungszeit blindlings den Ricken nach, auf Autos achten sie nicht. Zu Kollisionen mit Rotwild (Hirsch) kommt es vor allem im Herbst, der Brunftzeit dieser Tiere.

In puncto Tageszeit ist die morgendliche und abendliche Dämmerung heikel, da Wildtiere dann am aktivsten sind. Im Oktober und November herrscht um diese Zeit gerade Berufsverkehr, außerdem ist die Sicht häufig durch Nebel oder Regen eingeschränkt. Im Frühjahr ist es nach der Zeitumstellung wieder länger dunkel, auch hier ist die Gefahr für Wildunfälle größer.

Waldgebiete sind aufgrund der schlechten Einsehbarkeit besonders gefährlich. Auch an Feldrändern kracht es häufiger – die Wildwechsel-Warnschilder an diesen Stellen sollten Sie unbedingt ernstnehmen und die Geschwindigkeit anpassen.

Verkehrsschild Wildwechsel
Nehmen Sie die Schilder für Wildwechsel ernst und fahren Sie besonders vorsichtig

Wildunfall – was tun?

Was bei einem Wildunfall zu tun ist, hängt von den genauen Umständen ab. Wichtig: Bewahren Sie Ruhe und gehen Sie strukturiert Schritt für Schritt vor. Am besten legen Sie sich unsere Liste ins Auto – so müssen Sie im Fall einer Kollision nur der Anleitung folgen:

  1. Schalten Sie sofort die Warnblinkanlage ein und sichern Sie die Unfallstelle ab. Dazu ziehen Sie die Warnweste an und stellen das Warndreieck
  2. Sind Menschen verletzt worden, wählen Sie die 112 und leisten Erste Hilfe.
  3. Rufen Sie die Polizei unter der Notrufnummer 110 an, das ist bei einem Wildunfall in den meisten Bundesländern gesetzliche Pflicht – egal, ob das Tier getötet wurde, verletzt ist oder noch flüchten konnte. Keinesfalls sollten Sie totes Wild ins Auto laden und einfach davonfahren, das wäre Wilderei.
  4. Wenn es gefahrlos möglich ist, sollten Sie den Kadaver an den Randstreifen ziehen. Verwenden Sie unbedingt Handschuhe (aus dem Erste-Hilfe-Set), um sich nicht mit Krankheitserregern zu infizieren. Verletzte Tiere fassen Sie besser nicht an, sie könnten Sie in ihrer Not attackieren.
  5. Warten Sie auf die Polizei und machen Sie unterdessen Fotos vom Unfallort. Die Beweissicherung hilft Ihnen später bei der Klärung der Frage, wer für den Wildunfall zahlt. Die Beweispflicht liegt nämlich bei Ihnen. Ist das Tier verletzt weggelaufen, können Bilder von Haaren oder Blut an der Fahrzeugfront sehr hilfreich sein.
  6. Lassen Sie sich von der Polizei bzw. vom von ihr verständigten Revierjäger oder Förster eine Wildschadenbescheinigung Die brauchen Sie für die Regulierung des Wildschadens durch die Versicherung.
  7. Melden Sie den Wildunfall Ihrer Teil– oder Vollkaskoversicherung.

Bei einem Wildunfall die Polizei rufen oder nicht?

Einen Wildunfall bei der Polizei zu melden, ist nicht in allen Bundesländern Pflicht. In Berlin, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen müssen Sie nicht zwingend die 110 wählen. Aber: Da Sie im Normalfall nicht selbst die Telefonnummer des Revierpächters zur Hand haben und den Unfallbericht bzw. die Wildschadenbescheinigung benötigen, sollten Sie trotzdem die Polizei verständigen.

Auch der Jagdverband appelliert an die Autofahrer, den Notruf abzusetzen – selbst, wenn kein Schaden am Fahrzeug entstanden ist. Oft schleppen sich verletzte Tiere ins Unterholz und verenden qualvoll. Jäger können dieses Leid beenden.

Unterlassen Sie die Benachrichtigung der Polizei in Bundesländern mit Wildunfallmeldepflicht, begehen Sie zwar keine Fahrerflucht, aber eine Ordnungswidrigkeit. Auch können Sie sich wegen Tierquälerei strafbar machen, wenn das verletzte Tier unnötig leidet. Und: Es drohen Probleme mit der Versicherung, wenn der Wildunfall nicht ordnungsgemäß angezeigt wurde.

Kaskoschutz: sicher bei Unfällen mit Tieren

Nicht nur Rehe, Hirsche und Hasen laufen vor Autos, auch Haustiere können auf die Fahrbahn geraten. Bricht etwa ein Pferd aus seiner Koppel aus und kollidiert mit Ihrem Fahrzeug, ist der Schaden immens. Die Teilkaskoversicherung der BavariaDirekt macht ab Tarif Komfort M keinen Unterschied bei der Tierart – sie reguliert alle Schäden, ob Kuh, Katze oder Vogel.

BavariaDirekt_Icon__Kfz-Test

Kaskoschutz: sicher bei Unfällen mit Tieren

Nicht nur Rehe, Hirsche und Hasen laufen vor Autos, auch Haustiere können auf die Fahrbahn geraten. Bricht etwa ein Pferd aus seiner Koppel aus und kollidiert mit Ihrem Fahrzeug, ist der Schaden immens. Die Teilkaskoversicherung der BavariaDirekt macht ab Tarif Komfort M keinen Unterschied bei der Tierart – sie reguliert alle Schäden, ob Kuh, Katze oder Vogel. 

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Zahlt die Versicherung bei einem Wildunfall?

Schäden durch Wildunfälle am eigenen Fahrzeug sind grundsätzlich durch den Teil- und Vollkaskoschutz versichert. In den Basistarifen sind jedoch meist nur Unfälle mit Haarwild gedeckt. Achten Sie daher beim Abschluss der Versicherung auf die Tarifbedingungen. Ein besserer Schutz umfasst auch Unfälle mit anderen Tierarten, z. B mit Haustieren. Bei der BavariaDirekt finden Sie diesen umfassenderen Schutz in den Tarifen Komfort M und L.

Voraussetzung, dass die Versicherung den Schaden am eigenen Fahrzeug übernimmt, ist immer der Nachweis, dass wirklich ein Wildunfall ursächlich ist. Deshalb sind die Wildunfallbescheinigung (durch Polizei oder Förster) und eine Fotodokumentation so wichtig.  

Werden im Zuge des Wildunfalls andere Verkehrsteilnehmer oder Gegenstände (Leitplanken, Zäune, Schilder etc.) geschädigt, greift die Kfz-Haftpflichtversicherung. Sie reguliert sowohl Sach- als auch Personenschäden Dritter.

Auffahrunfall wegen Vollbremsung für einen Igel

Gut zu wissen: Fährt Ihnen der Hintermann auf, weil Sie wegen eines Kleintiers (Eichhörnchen, Igel etc.) eine Vollbremsung hinlegen, trifft Sie in der Regel eine Mitschuld. Ein solches Manöver gilt in diesem Fall als überzogen. Anders sieht es bei großen Tieren aus, dann liegt die Schuld vollständig beim Auffahrenden.

Sonderfall: Schäden durch Ausweichmanöver (Rettungskosten)

Wenn Sie durch ein Ausweichmanöver eine Kollision mit einem großen Wildtier verhindern und dabei Ihr Auto beschädigen, liegt eigentlich kein Versicherungsfall vor: Es kam ja nicht zu einem Kontakt. Trotzdem reguliert die Teilkasko in der Regel diese sogenannten Rettungskosten, die beim Vermeiden des Versicherungsfalles entstanden sind.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Manöver objektiv notwendig und angemessen war. Hier ist es günstig für Sie, wenn Zeugen wie Beifahrer oder andere Verkehrsteilnehmer sowie der Unfallbericht diesen Umstand bestätigen.

Igel überquert die Straße vor einem Auto
Vollbremsung für Kleintiere – entsteht dadurch ein Auffahrunfall tragen Sie eine Mitschuld

Wann ist ein Wildunfall nicht von der Versicherung gedeckt?

Die Versicherung zahlt nicht bei einem Wildunfall, wenn Sie nicht nachweisen können, dass es infolge einer Kollision mit einem Tier zu dem Unfall kam. Das kann vor allem bei kleinerem Haarwild wie Hasen der Fall sein – sie hinterlassen nicht zwingend Spuren am Fahrzeug. Da die Beweispflicht bei Ihnen liegt, könnten Sie auf den Kosten sitzenbleiben.

Verzichten Sie daher unbedingt darauf, das Auto direkt nach dem Unfall zu reinigen. Fell- und Blutspuren können eine große Rolle beim Unfallnachweis spielen, falls die Versicherung ein Gutachten verlangt.

Weiterhin zahlt die Versicherung den Wildschaden nicht, wenn der Unfall durch überhöhte Geschwindigkeit, unter Alkoholeinfluss oder ähnliche vorschriftswidrige Verhaltensweisen zustande kam.

Verursacht ein Wildtier einen Schaden an Ihrem geparkten Fahrzeug, handelt es sich nicht um einen Wildunfall. Die Teilkaskoversicherung deckt die Kosten nicht ab – die Vollkasko dagegen schon.

Kann ich Schadenersatz von Waldbesitzer oder Pächter fordern?

Da Wildtiere rechtlich nicht als Eigentum von jemandem gelten – sie sind nach dem Gesetz „herrenlose Sachen“, können Sie keinen Schadenersatz verlangen. Anders verhält es sich, wenn das Wild im Rahmen von Jagdveranstaltungen widerrechtlich auf Straßen getrieben bzw. die Jagd nicht ordnungsgemäß abgesichert wurde. Dann können Sie gegenüber dem Jagdausübungsberechtigten Ansprüche geltend machen. 

Wildwechsel und Auto bei Nebel
In der Dämmerung oder bei Nebel steigt das Risiko für Wildunfälle

Wildunfall vorbeugen: 7 Tipps

Angepasste Geschwindigkeit ist die beste Prophylaxe gegen Wildunfälle. Was Sie sonst noch tun können, verraten unsere Tipps:

  1. Reduzieren Sie vor allem an Feldern und in Wäldern das Tempo – schon 20 km/h weniger reduzieren den Bremsweg enorm. Bei 80 statt 100 um satte 25 Meter.
  2. Fahren Sie konzentriert und seien Sie stets bremsbereit.
  3. Erhöht aufmerksam sollten Sie vor allem während der Dämmerung sein. Im Frühjahr gilt das standort- und monatsabhängig morgens ab etwa 5.30 Uhr, abends ab etwa 18 Uhr. Im Herbst ab ungefähr 6 Uhr bzw. 16 Uhr.
  4. Denken Sie an die Zeitumstellungen. Der Arbeitsweg fällt dann recht plötzlich in die dämmerungsaktive Zeit von Wildtieren.
  5. Taucht ein Wildtier in Ihrem Blickfeld auf, bremsen Sie kontrolliert ab, schalten das Fernlicht aus und hupen.
  6. Wo ein Tier die Straße quert, folgen meist weitere – warten Sie also kurz ab, bevor Sie weiterfahren.
  7. Halten Sie in Wildwechselzonen ausreichend Abstand zum Vordermann, um Auffahrunfälle durch Brems- und Ausweichmanöver vor Wild zu vermeiden.

Wildunfall – Schaden begrenzen und Beweise sichern

Idealerweise vermeiden Sie einen Wildunfall durch eine angepasste Fahrweise. Kommt es dennoch zum Crash, sollten Sie umsichtig vorgehen. Verständigen Sie immer die Polizei und kümmern Sie sich auch selbst um die Beweissicherung – dann sind Sie verkehrs- und versicherungsrechtlich auf der sicheren Seite.

Ihr Fahrzeug ist nach einem Zusammenstoß mit einem Reh stark beschädigt? Wir verraten Ihnen die wichtigsten Details zur Wertminderung nach einem Unfall. Lesen Sie auch, in welchen Fällen es sich bei einem Unfall um Fahrerflucht handelt.

Bildnachweis:
Titelbild: stock.adobe.com/U. J. Alexander, Bild 2: stock.adobe.com/OFC Pictures, Bild 3: stock.adobe.com/Photo-SD, Bild 4: stock.adobe.com/EKH-Pictures

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Natalie Heß
Seit fünf Jahren ist Natalie als Content-Managerin bei der BavariaDirekt tätig und hat unser Magazin ins Leben gerufen. Nach ihrer Elternzeit widmet sie sich nun dem Thema Customer Experience auf unserer Webseite. Welche Fragen und Wünsche haben unsere Kunden? Diese möchte sie in ihren Artikeln beantworten und erfüllen. In ihrer Freizeit macht sie gerne Yoga und liebt gutes Essen – auswärts wie daheim beim Kochen.

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